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Das Mittelalter-Die Zeit der „Herren von Radeck“

Der Güter- und Landbesitz war im Mittelalter (ca. 500-1500) in grundherrschaftlichen Besitz (Allod), der ein vererbbares Eigengut einer meist adeligen Familie darstellte und in Lehen (Feudum) aufgeteilt. Lehen wurden vom Lehensherr (König, Bischof) an den Lehensmann (Vasallen) verliehen. Das Lehen stellte ein Nutzungsrecht von Land, aber auch Mühl-, Kirchen oder Gerichtsrechte dar. Auf der untersten Stufe arbeiteten die Hörigen auf den Gütern und konnten gegen Abgaben und Dienste als eine Art Pachtzins sich und ihre Familien ernähren.1 Als Gegenleistung verpflichtete sich der Herr zu „Schutz und Schirm“ seiner Untertanen. Aus diesem Kreis der Hörigen stiegen im Hochmittelalter die so genannten „Ministerialien“ als teilweise sehr erfolgreiche Familiendynastien auf. Ministerialien sind das Bindeglied in der Entwicklung von Hörigen zu den Rittern und gelten als deutsche Besonderheit des 11. und 12. Jahrhunderts. Sie hatten noch die Merkmale der Hörigkeit, da sie zu Abgaben und Diensten verpflichtet waren, jedoch eidfähig waren und damit ein Lehen (Ministerium) etwa vom Bischof innehaben konnten. Somit war eine neue Schicht (Ritter und Ministerialien) aus der Unfreiheit aufgestiegen und lehensfähig geworden. Die Burg kennzeichnete somit auch als weithin sichtbares Zeichen diesen sozialen Aufstieg.2 Die Benennung nach dieser „Stammburg“, die Anfangs oft nur aus einem steinernen Wohnturm bestand, leitet den Ursprung dieser neuen Herren ab, so wie jene der „Herren von Radeck“. Sie zählen zu den sehr frühen und einflussreichen Ministerialien in Salzburger Diensten.

Geschichte eines Geschlechts

Über ein Ministerialiengeschlecht von Itzling und Fischach führt eine Stammfolge auf jene der Bergheimer, wovon sich ein Gerhoch II (1193/95-V1255)als Stammvater der Radecker festmachen lässt. Rüdiger (1175-1258)von Bergheim, der später „von Radeck“ genannt wurde, soll wegen seiner Stellung als Bischof von Passau Erwähnung finden. Er wird von Karl Ludwig Seyffert im Passauischen Tagebuch aus dem Jahr 1787 beschrieben: „…Rudiger von Radeck salzburgischen Adels, war, nach Errichtung deß Bisthums Chiemsee, der erste Bischof daselbst, und stunde diesem Bisthum mit vielen Lob von dem Jahr 1215: bis 1233 vor ….“3 Papst Gregor IX übertrug Bischof Rüdiger von Radeck mit Mandat vom 1. Juli 1233 die Leitung des Bistums Passau, die er bis 1250 innehatte. In seiner Amtszeit ließ er einen Passauer Silberpfennig prägen, der auf der Vorderseite das Bischofs-Brustbild mit Krummstab nach links, dahinter einen Turm zeigt und rückseitig einen Adler mit geöffneten Flügen und Bischofskopf von vorne. Ein Großteil seines Pontifikats als Bischof von Passau jedoch war von heftigen politischen Auseinandersetzungen geprägt, die wegen seiner unabänderlichen Loyalität zu Kaiser Friedrich II. schließlich zu seiner Absetzung und Exkommunikation führten. Sein Sterbeort ist unbekannt, manche vermuten Mattsee als letzten Aufenthaltsort.4 Gerhoch II, welcher u. a. das Amt des Burggrafen von Hohensalzburg bekleidete, ehelichte die Passauer Ministerialin Bertha von Lohnsdorf, woraus die Linie der „Herren von Radeck“ entsprang, die bis zu ihrem Verschwinden ein Jahrhundert später bedeutende Persönlichkeiten hervorbrachten und bis heute sichtbare Spuren hinterließen. Gerhoch II nannte sich „von Bergheim“ und gelegentlich „von Salzburg“ und ab 1247 „von Radeck“. Er reiste als Schwurhelfer im Gefolge des Salzburger Erzbischofs Eberhard II. nach Quedlinburg, wo König Philipp von Schwaben den Kauf der Herrschaft Windisch-Matrei beurkundete. Auch spätere Generationen der Radecker reisten zu Königen und in Bischofsstädte zu verschiedenen Vertragsvereinbarungen, wie zahlreiche Nennungen als Urkundenzeugen beweisen. Aus den Reihen der bedeutenden Radecker ist beispielhaft Konrad I. als Domherr in Salzburg (1280) und Probst von Reichersberg (1287-1296) zu nennen. Ob Heinrich II. von Radeck um 1302 das Spital des Klosters Fürstenzell in Niederbayern gründete ist bisweilen nicht eindeutig festzumachen. Gerhoch IV. bekleidete eine führende Position unter den Ministerialien des Erzbischofs und vermittelte mit Schiedsleuten in Streitigkeiten zwischen Erzbischof Konrad IV. und Herzog Otto II. von Bayern. Im Jahr 1297 begleitete er den Bischof zu den Friedensverhandlungen mit Herzog Albrecht I. von Österreich, die in Wien stattfanden. In der nächsten Generation ist Gerhoch V. 1312 als Burghauptmann in Mühldorf am Inn zu nennen. Weiters der Priester und Kanoniker in St. Nikola in Passau Konrad II., welcher 1292 als Dekan in den Quellen genannt wird. Als weiterer Geistlicher stieg der Mag. theol. Eckhart von Radeck, zum Diakon in Passau auf. In der nächsten Generation geht aus der Verbindung zwischen Heinrich III. und dessen Gemahlin Ophemia (Sophia) deren Sohn Konrad III. hervor, welcher von 1336 bis ca. 1360 das Amt als Richter von Schärding bekleidete und mit ihm eine Linie des Geschlechts erlosch. Der Bruder von Heinrich III. von Radeck, Rüdiger von Radeck, war von 1326 bis vor 1333 Vizedom und Burggraf auf Hohensalzburg. Er wurde auf Grund der Kämpfe gegen Ludwig den Bayern im Jahr 1319 von Erzbischof Eberhard III. in Mühldorf zum Ritter geweiht und musste schließlich gegen hohes Lösegeld, nach der verlorenen Schlacht bei Mühldorf, freigekauft werden. Da der Erzbischof aufgrund des Krieges hohe Schulden erlitt, lieh ihm Rüdiger Geld, wofür er mit anfangs genannten Ämtern bis zur Schuldentilgung entschädigt werden sollte. Doch die finanzielle Situation Rüdigers war gespannt und so musste die Burg Radeck 1334 verkauft werden. Er starb wenige Wochen darauf.5 Aus seiner Ehe mit Katharina von Kuchl entsprang Gerhoch VII., der 1337 geboren, bereits 13jährig starb und damit ebenso die Linie nicht fortsetzen konnte. Ein weiterer Bruder Heinrichs III. und Rüdigers war Gerhoch VI., der 1314 als Chorherr in Berchtesgaden, 1324 als Domherr in Passau und 1325 als Pfarrer in Marburg genannt wird und um 1360 starb.6 Er wurde als letzter des Geschlechts der „Herren von Radeck“ in Passau bestattet.7 Sein Grabmal befindet sich an der Nordwand der Ortenburgkapelle im Passauer Dom.

Die Burg Radeck

Wie erwähnt, nannte sich der Stammvater Gerhoch II. ab 1247 durchwegs „von Radeck“.8 Dies lässt den Schluss zu, dass er nun über einen festen Familiensitz verfügte, dessen Name im Titel nun verwendet wurde. Die Burg war aber trotz Eigenfinanzierung durch Gerhoch II ein Lehen des Erzbischofs, die im Falle des Aussterbens dieser Linie an die Salzburger Kirche zurückfallen sollte. Dieses Schicksal ereilte viele derartige Sitze und so wandelten sie sich zu Verwaltungszentren der späteren Pfleggerichte, wie dies im Falle Radeck schließlich ebenso geschah.9 Die Brüder Ulrich I. und Heinrich I. sahen sich wegen wirtschaftlicher Engpässe gezwungen, die Burg mitsamt den Gütern um 1273 vorerst an Salzburger Adelige zu verpfänden um schließlich vollständig an Erzbischof Friedrich II. zu gelangen. Da dieser die Dienste der Radecker schätzte, erhielten sie gegen Schuldenrückzahlung die Burg zurück. 1334 musste die Burg, wie oben erwähnt, von Rüdiger wegen der gespannten finanziellen Lage an den Erzbischof verkauft werden. Sein Bruder Heinrich wurde 1335 zum Verwalter jener Burg bestellt, die einst Familiensitz war und gelobte, keinerlei Ansprüche zu erheben, samt den zugehörigen Gütern und Vogteien , die zum Großteil um Hallwang und Elixhausen lagen und die Grundlage für die Bildung des Pfleggerichtes Radeck bildeten. Mit dem Tod des letzten Pflegers Hans Prätzl 1508, kam es, unter Beibehaltung des Namens „Radeck“, bald zur Vereinigung mit dem Pfleggericht Neuhaus.10 Die Burg war seit 1508, da sie ihre Verwendung als Pfleggerichtssitz verloren hatte, in privatem Besitz des Hans (III.) Prätzl. Dieser errichtete im Zuge der baulichen Ausgestaltung neben dem Burgtor eine Kapelle, die am 20.6.1516 von Bischof Berthold Pürstinger v. Chiemsee geweiht wurde. Als nächster Besitzer scheint der in verwandtschaftliche Beziehung zu den einstigen Radeckern stehende Passauer Domherr Erasmus Hohenfelder auf. Er kaufte die Burg und überlies einer Verwandten, Margarete Saurer das dortige Wohnrecht auf Lebenszeit. Jedoch fehlte militärisches Personal und so brach Unheil herein. Unter Führung des Virgil Hippinger wurde die Burg im Zuge des Bauernkrieges am 18. August 1525 geplündert und durch Brand stark in Mitleidenschaft gezogen.11 Erst nach 13jährigem Prozess und Intervention bei Kaiser Karl V. wurde Schadenersatz geleistet. Nach Instandsetzung kam die Burg in den Besitz des Leibarztes von Herzog Ernst von Bayern, Dr. Paul Rettinger aus Nördlingen, dem Administrator von Salzburg. Der Sohn Martin Herkules Rettinger verkaufte diese an den Stadtrichter von Salzburg Hieronymus Meitting, welcher hohe Summen in den Aufbau investierte. Eine aus dem Jahr 1577 stammende Inschrift zeugt noch heute in einem Glasfester der Kapelle davon. Die Investitionen überstiegen den finanziellen Rahmen und Meitting veräußerte die Burg an dessen Schwager Friedrich von Rehlingen, wo es ein Jahrhundert im Familienbesitz verblieb und 1685 von Johann Paris von Rehlingen, von welchem eine Inschrift in der Burgkapelle zeugt, an den Salzburger Hofkammerpräsidenten und Domherrn Franz Anton Graf von Königseck verkauft wurde. 12 Unter ihm und dessen Neffen Johann Georg wurden Ausbau und Ausstattung des Schlosses fortgeführt. Die Schwester Johann Georgs, Ana Eleonora, verwitwete Reichsgräfin Fugger veräußerte das Schloss im Jahr 1713 an die zur salzburgischen Benediktineruniversität gehörige Kirche Maria Plain. Bald wechselten eine Reihe von Besitzern bis schließlich 1854 Felix Fuchs und seine Frau Agnes, die Vorfahren des heutigen „Moarhofbauern“ durch Kauf die alte bauliche Geschlossenheit wiederherstellten. 1972 wurden die letzten Überbleibsel der Ruine im Zuge eines Umbaues entfernt.

Die Burgkapelle

Am besten ist die Kapelle, dem hl. Johannes dem Täufer geweiht, erhalten geblieben; sie hat die etappenweisen Abbrüche der Burganlage zur Gewinnung von Baumaterial in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts überstanden und wurde sogar vom Besitzer Felix Fuchs im Jahr 1857 instand gesetzt. Über das gewendelte Stiegenhaus gelangt man zum Kapellenraum, diese vorgelagerte Wendeltreppe wird durch ein zierliches Glockentürmchen bekrönt. In diesem sind eine Glocke aus dem Jahr 1548 und eine aus 1982 aufgehängt. Der Kapellenraum zeigt eine barocke Tonne mit Stichkappen, daran einen gotischen Chorabschluss mit Rippengewölbe, innen einen Altar von etwa 1650/60 mit dem Bild der Hl. Familie, darüber auf dem Rahmen die Schüssel mit dem Haupte Johannes; als Begleitfiguren sind der Hl. Rupert und Virgil erhalten. Das Hauptgewölbe fällt zeitlich mit dem Einbau der Westempore, datiert 1690, zusammen. Die Kapelle wurde letztmalig im Jahr 1949 in ihrer Gesamtheit restauriert; vor wenigen Jahren erfolgte eine Dachneudeckung und Fassadenfärbelung. Somit befindet sich die Schlosskapelle in einem recht guten Gesamtzustand.13

Das Siegel der Radecker

Auch Gerhoch III verwendete im Siegel das Rad, jedoch mit der Umschrift „Gerhoch von Salzburg“.

Bild: Pfleggericht Radeck


Anmerkungen:

1 Arnold Bühler, Herrschaft im Mittelalter, Stuttgart 2013, S. 14-16.

2 Ebda, S. 32-33.

3 http://www.staatliche-bibliothek-passau.de/multiflip/dpt/pdf/dpt_ue.pdf (21.1.2015)

4 Boshof, Egon, "Rüdiger von Bergheim" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 213-214 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/ppn136905412.html

5 Heinz Dopsch, Der Ort, seine Herren und das Gericht Bergheim im Mittelalter (ca. 600-1550), In: Bergheim, Geschichte und Gegenwart, Bergheim 2008, S.80.

6 Ebda, S.78

7 Ebda, S.81

8 Ebda, S.77

9 Ebda, S.77

10 Ebda, S.87

11 Ebda, S.92

12 Ebda, S.93

13 Friederike Zaisberger – Walter Schlegl; Burgen u. Schlösser in Salzburg – Flachgau u. Tennengau, S. 29-32.

PASSAU Pfennig 13 Ruediger v Radeck








Siegel




Radeck